2023-06-06
Exkursion

Dem Leid mit Musik begegnen

Erlebnisbericht

Es ist endlich so weit: Heute ist der 31. Mai und wir haben uns schon in der Früh auf dem LKH-Gelände verabredet. Auf uns wartet ein besonderer Tag. Wir wissen nicht, was auf uns zukommen wird, aber das Wetter ist schön und wir sind voller Motivation.

Erste Station unseres Tages: Das Treffen mit dem Seelsorgeteam in der Kapelle des Hauptgebäudes. Die fünf Mitglieder erzählen ein wenig von sich, von der eigenen Tätigkeit im Krankenhaus mit Patienten und den Angehörigen. Die Seelsorge ist mehr eine Berufung als ein Beruf, welchem sie mit Herz und Kompetenz nachgehen.

Was ist eigentlich Seelsorge, fragen sich die SchülerInnen? Welche unglaubliche Arbeit leisten diese Menschen? Wie schaffen sie es, die Last des täglich begegneten Leides mitzutragen, ohne selbst abzurutschen? Und was lernen wir für unseren Alltag als junge Menschen? Manche Antworten überraschen uns:

„Wo beginnt die Seelsorge? Seelsorge beginnt schon in der Früh, mit einem Lächeln oder mit einem freundlichen guten Morgen. Seelsorge ist dort, wo ein Gespräch stattfindet. Seelsorge bedeutet ,sich auf das Wesentliche in unseren Mitmenschen zu konzentrieren. Das Grundwort ist Empathie, das Einfühlen in den Anderen. Seelsorge kann jeder von uns, in der Schule oder im Bus. Lege dein Handy weg, schau deinem Gegenüber in die Augen und höre ihm zu.“

Die zweite Etappe unseres Tages: Der Seminarraum der Palliativ-Station für einen Vortrag mit dem OA Dr. Markus Egger. Schlagwort: PALLIATIV CARE. Der engagierte Arzt erklärt uns, was unter Palliativmedizin und Palliativ Care zu verstehen ist. Er erzählt aus seiner Erfahrung, gibt uns viele wertvolle Informationen. Weiters deutet er auf die Wichtigkeit der Palliativstation in Klagenfurt für die Menschen hin.

Dritte Station an diesem Tag: Die rührenden Erzählungen von Schwester Monika Jahn zum Thema HERZENSWÜNSCHE. Ein Teil ihrer Arbeit auf der Palliativstation besteht darin, die letzten Wünsche der PatientInnen zu erfüllen, egal ob es darum geht, „das Laub zu rechnen“ oder um das eigene Haustier wiederzusehen. Mit einem Lächeln im Gesicht berichtet sie von einem Patienten, einem Biker, der sich so sehr danach sehnte, noch einmal das Harley Davidson Treffen zu erleben. Er bestand nur noch aus Haut und Knochen, aber das Personal der Palliativstation war für ihn da: Er bekam seine Lederhose, die Jacke, die Stiefel, er durfte sogar noch einmal auf einem Motorrad sitzen, bei seinen Freunden sein und dann… am letzten Tag des Harley Davidson Treffens schlief er friedlich ein. Seine Freunde fuhren auf das LKH-Gelände, umrundeten dreimal die Palliativstation und verabschiedeten sich so von ihrem Freund. Wir alle haben Gänsehaut, unsere Augen sind mit Tränen gefüllt, manche weinen sogar. Tiefer könnte es sich nicht anfühlen.

Und zum Schluss ist es Zeit für uns, etwas zurückzugeben. Um 15:00 Uhr findet in der Palliativstation die Eröffnung einer Vernissage des Künstler Robert Kautz statt. Das ganze Personal ist anwesend, der Primarius Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar hält seine Rede und unsere Schüler*innen dürfen für PatientInnen und Personal eine kleine Kostprobe ihres musikalischen Könnens darbieten. Der Moment ist sehr aufregend und rührend zugleich: die Patienten strahlen, manche haben Tränen in den Augen. Es ist ein Moment des Zusammenseins, wie viele von uns es nie erlebt haben.

Kommentare von Schüler*innen:

„Die Gespräche und die Vorträge waren sehr informativ. Besonders ist mir immer das Lächeln von den Seelsorgern aufgefallen, als sie ihre Geschichte erzählt haben. Ich hätte nie gedacht, dass man so viel zurück bekommt. Das war wirklich schön zu sehen!“  (Anna-Lena)

„Es war schön, für diese Menschen musizieren zu dürfen und sehen zu können, wie ihnen die Musik gefallen hat.“ (Berit)

„Ich habe Dinge gelernt, die auch mir im Alltag helfen können. Tatsächlich war es auch ein bisschen emotional, aber es gehört nun mal dazu. Ich kann solche Schul- bzw. Klassenprojekte nur weiterempfehlen.“ (Daniela)

„Ich wünsche mir, dass wir jeden Monat einen Ausflug dort machen könnten. Das Besondere daran war, als wir musizierten, strahlten die Gesichter der Menschen, die dort auf der Station liegen.“ (Emilia)

„Ich könnte mir einen Monatsbesuch sehr gut vorstellen, da ich es sehr genossen habe, allen Menschen eine Freude mit der Musik zu machen und ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern!“  (Ella)

Text: Stefania Gabrielli

Verwandte Artikel